Quelle: Health Consumer Powerhouse

Deutschland absolviert einen Sturzflug auf der Rangliste des Euro Health Consumer Index 2012, als dieser im Europäischen Parlament in Bruessel Ende 2012 vorgestellt wurde.

Im Vergleich erhielt die Niederlande 872 von 1000 möglichen Punkten, gefolgt von Dänemark (822), Island (799), Luxemburg (791) und Belgien (783). Deutschland erhielt 704 Punkte und fiel damit von Rang sechs (2009) auf Rang 14. Der EHCI wird seit 2005 von der schwedischen Denkfabrik Health Consumer Powerhouse (HCP) veröffentlicht.

Was steckt hinter dieser beachtlichen Herabstufung Deutschlands?

– Die Ergebnisse zeigen, dass Deutschland 2009 noch ein Gesundheitssystem der Spitzenklasse besaß und inzwischen nur noch ein mittelmäßiges System zu bieten hat, sagt Dr. Arne Björnberg, der Geschäftsführer von HCP und Leiter des EHCI-Teams. Man bringt so etwas normalerweise nicht mit diesem Land in Verbindung. Deutschland liegt somit zum ersten Mal hinter Großbritannien und befindet sich auf dem gleichen Niveau wie Tschechien und Irland. Es scheint, als wenn sich die deutsche Gesundheitsreform in die falsche Richtung bewegt!

– Erstaunlich schlecht steht Deutschland da, wenn es um das Kernstück des Gesundheitswesens geht: die Diagnose – hier stößt man im Bereich der Herzversorgung und der Krankenhausinfektionen auf rote Zahlen, sagt Dr. Björnberg. Das System scheint seine Großzügigkeit zu verlieren. Die Inanspruchnahme von E-Health erfolgt nur langsam und das kann die Patientensicherheit und -transparenz gefährden.

– Deutschland sollte, zusammen mit Österreich, Ungarn und Italien, auf die Überwachungsliste der EU gesetzt werden, schlägt Dr. Björnberg vor. Der Leistungseinbruch im Gesundheitssystem ist alarmierend und Brüssel sollte sich, in Anbetracht der Tatsache, dass sich die EU die Reduzierung der Lücken im Gesundheitssystem zum Ziel gesetzt hat, darüber Gedanken machen!

Allgemeine Verbesserung – mit Warnsignalen

Der EHCI spiegelt eine stetige Verbesserung im europäischen Gesundheitssystem wieder, mit besseren Diagnosen und Rahmenbedingungen. Alarmierende Warnsignale, die im Zusammenhang mit den Auswirkungen des ökonomischen Abstiegs stehen, scheinen übertrieben. Seit Jahrzehnten wurde im Gesundheitswesen über Kürzungen und Qualitätsverluste geredet, wenn es sich jedoch tatsächlich um eine entgegengesetzte Entwicklung zu handeln scheint. Jedoch deutet der Index auf drei bestimmte Bereiche im Zusammenhang mit der Krise hin:

– Die Tendenz dazu, dass man in den Ländern, auf die sich die Wirtschaftskrise am meisten ausgewirkt hat, länger auf teure Operationen warten muss.

– Gesteigerte Selbstbeteiligungsrate für zahlreiche Behandlungen.

– Ein Mangel an Verbesserungen und sogar ein sich verschlechternder Zugang zu neuen Medikamenten.

Trotz der Wirtschaftssituation bleibt Europa ein Gebiet mit Krankenhausinfektionen. Der EHCI verzeichnet in jedem zweiten der 34 bewerteten Länder alarmierende Infektionsrisiken.

– Eine EU-Initiative, die den Verkauf von Antibiotika ohne Rezept verbieten würde, würde diese Zahlen senken, behauptet Johan Hjertqvist, der Gründer und Präsident von HCP. Dies würde mehr Einfluss auf die Patientensicherheit haben, als die meisten anderen Schritte, die von der EU ergriffen werden!

Über die Rangliste

Der EHCI ist zu einem Maßstab für das europäische Gesundheitswesen geworden. In der Rangliste 2012 werden 34 nationale europäische Gesundheitssysteme mit Hilfe von 42 Indikatoren bewertet. Diese Bewertung besteht aus fünf Bereichen, die für den Verbraucher im Gesundheitssystem wichtig sind: Patientenrechte und -informationen, Wartezeiten für Behandlungen, Diagnosen, Vorsorge, Vielfalt und Umfang der angebotenen Leistungen und Pharmazeutika. Der Index wird auf der Basis öffentlicher Statistiken, Patientenumfragen und unabhängiger Forschung durch den Gründer, der schwedischen Expertenkommission namens Health Consumer Powerhouse, erstellt.