Das Fachmagazin JAMA, Journal of the American Medical Association, untersuchte, inwieweit die Aussage von Ärzten, unbeeinflusst von Marketingstrategien der Pharmaindustrie zu sein, haltbar ist.
Es wurden an 19 akademischen Krankenhäusern mehr als 2.000 Ärzte untersucht. Das Ergebnis für die amerikanischen Mediziner zeigte, dass sich das Verschreibungsverhalten in den wichtigsten
Medikamentenklassen in kurzer Zeit veränderte. Interessanterweise waren die Ärzte überzeugt, dass sich ihr Verhalten nicht verändert hatte. In einer weiteren Studie zeigte sich korrespondierend hierzu, dass 48 Prozent aller US-Ärzte Einnahmen von der pharmazeutischen oder biomedizinischen Industrie beziehen und zwar in einer Höhe von 2,4 Milliarden Dollar. Gezahlt wird das Geld für Beratung, Forschung, Vorträge und andere Dienstleistungen seitens der Ärzte. Zahlreiche Untersuchungen hätten gezeigt, so die Forscher, dass jede Art von Zuwendung den Empfänger positiver stimmt und die Produkte wohlwollender beurteilt werden. Die Mehrzahl der befragten Ärzte will diese Tatsache aber nicht anerkennen und meint sich außerhalb dieses Einflusses.
Michael Schoenbaum von den Nationalen Gesundheitsinstituten der USA, sagt hierzu, dass inzwischen viele Fakultäten Regeln erlassen haben, um den Einfluss und das Marketing der Pharmafirmen auf Ärzte zu begrenzen. Als nächstes müsste untersucht werden, wie sich das veränderte Verhalten auf das Befinden und die Behandlung der Patienten auswirken wird.
In Deutschland besuchen zur Zeit mehr als 16.000 Pharmavertreter regelmäßig Ärzte in Praxen und Kliniken. Es existieren aber, anders als in den USA, keine genauen Erkenntnisse über die Höhe der Zuwendungen und Summen. Natürlich kann der Besuch eines Pharmavertreters nützlich sein, da er Zusammenhänge und Produktinformation besser vermitteln kann. Aber wenn diese Hilfestellung mit Nebenwirkungen einhergeht, muss das untersucht werden, inwieweit es die Behandlung von Patienten beeinflusst.